Höchstwahrscheinlich wird im Rahmen des germanischen Kreisliga B – Hinrundenfazits sowohl das defensive Tohuwabohu als auch die Phobie vor der Heimstätte des SV Erzhausen in einem Buch mit sieben Siegeln verewigt. Genauso viele Gegentreffer kassierte der Rasensportverein bei der Zweitabteilung des einstigen Hessenligisten und konstatierte ergo zum Showdown der offiziellen Saisonteilung einen gebrauchten Herbstnachmittag.
Da ist es auch kein Trost, dass die Mannen von Coach Manu Meixner ein Dutzend Partien in Serie mindestens zwei Tore pro Begegnung erzielten und die zweitbeste Offensivbilanz aller Klassenmitglieder aufweisen. Die Kehrseite der Medaille fällt trotz Berücksichtigung jeglicher Personalhandicaps (z.B. musste AH-Veteran Oliver Gora wegen Spielerengpass die Pantoffel gegen Fußballstiefel eintauschen) weitaus negativer ins Gewicht. Aufgrund der Verteidigungsproblematik hechelt man seit sechs Runden vergeblich einem Sieg hinterher und sollte nun die Mutter der Porzellankiste um Rat bitten, um nicht in den Abstiegssog zu geraten.
Zwanzig Minuten hatte die neue elektronische Uhr am Rande des Erzhäuser Fußball-Ground auf dem Tacho, als die schmerzhaften Erinnerungen an das vor knapp über einem Jahr am identischen Wirkungsort erlittene höchste Nachkriegsdebakel (1:16) gegen die „Erste“ des SVE hochkochten. Deren „Reserve“ setzte das damalige Scheibenschießen zunächst gnadenlos fort, weil die Gäste mangels konsequentem Zweikampfverhalten plus viel zu einfachen Ballverlusten den heimischen Sturmblock prinzipiell zum ertragreichen Knipsen einluden.
Schauspiellegende Theo Lingen hätte die Startperiode wohl mit seinem legendären Adjektiv-Hattrick kommentiert: „Traurig, traurig, traurig“. Erst nach dem ernüchternden 0:3 ging ein Ruck durch die Reihen. Endlich sendete die germanische Ampel nicht mehr Alarmstufe Rot, sondern gab unter Ausschluss der neuerdings nicht nur in Gelsenkirchen-Buer geschassten gelben Farbe grünes Licht für produktive Eigeninitiative. Es war nach der hanebüchenen Ouvertüre auch allerhöchste Eisenbahn für die blau-weiße Kick-Koalition, gegenüber dem bereits die Vertrauensfrage stellenden Anhang die Schuldenbremse zu lockern.
Nach einem Distanzhammer von Maurice Rippert ans Lattenkreuz staubte Mohammed Barati zum 1:3 ab und nur kurz darauf erweckte Patrick Dommert durch einen wunderbar in den Knick zirkulierten Freistoß endgültig das Zuversicht-Comeback. Hätte der sichtlich mit sich ringende Schiedsrichter zweimal auf den Punkt gedeutet statt für den Platzhirsch Gnade vor Recht walten zu lassen, wäre zum Halali des ersten Abschnitts die Aufholjagd möglicherweise mit dem Ausgleich belohnt worden.
Das Pausensignal ertönte wie immer pünktlich, für die Germanen allerdings zum ungünstigen Zeitpunkt. Die Wiederaufnahme des Matchbetriebs entwickelte sich zu einem Fiasko, nachdem den Egalisierung-Maßnahmen der gewünschte Effekt versagt blieb. Ein kollektives Chaos vor dem 2:4 mündete im einen an der Heinrichstraße fast schon handelsüblichen Score – Desaster.
Am 265. Geburtstag des Dichterfürsten Friedrich Schiller war aus germanischer Perspektive von einer Ode an die Freude wenig zu spüren. Der RSV muss nun schleunigst aus der hohlen Gasse kommen, um mit Sturm und Drang oder Kabale und Liebe wieder sportliche Götterfunken zu versenden.
Aufstellung: Manthos, Buth, Botezatu (19. Gora), Ranbir Singh, Morris (66. Köroglu), Al Hadid (42. Laston), Schmidt, Dommert, Barati, Rippert, Köroglu (31. Botezatu)
Tore: 1:0 Badawi 6. 2:0 Jung 15. 3:0 Pätzold 20. 3:1 Barati 32. 3:2 Dommert 36. 4:2 Pätzold 50. 5:2 L. Bozkurt 66. 6:2 Demirtas 79. 7:2 Pätzold 88.
Auch die Kreisliga C – Auswahl zog bei ihrem Vorrunden-Epilog sämtliche Enttäuschung-Register. Nach einer 3:1-Führung versemmelten die Germanen das Kellerduell bei Grün-Weiß Darmstadt II noch 3:4, weshalb man vor Abfahrt zum Präludium der zweiten Saisonhälfte (Sonntag um 13Uhr bei SKG Bickenbach II) die rote Laterne im Gepäck verstauen muss.
Bis zum Winterpausenbeginn stehen noch vier Spieltage der zweiten Halbserie auf der Agenda. Der nahtlose Übergang von Vor- zur Rückrunde startet am kommenden Sonntag (17.11.) mit den letzten Dienstreisen im Kalenderjahr 2024, weil die restlichen Verpflichtungen komplett im Wohnzimmer des Grünen Stegs über die Bühne gehen. Der Kreisliga B – Tross pilgert zum schmucken Terrain „An der Trift“ des FSV Schneppenhausen in den Weiterstädter Stadtteil und wird dort vom Empfangskomitee mit RSV-Rekordeinsatzaktivist „Mr. 492“ alias Torsten Schambach an der Spitze sicherlich herzlich begrüßt. Ungeachtet aller Freundschafts-Riten und des sportlichen Außenseiter-Status peilen die Germanen eine Revanche für die beim Saisonauftakt quittierte 0:1-Niederlage an (Anpfiff 15Uhr).