Wem in den Sinn kam, dass die Zeit der Ergebnisdesaster vorbei ist, wurde in Erzhausen auf den knallharten Boden der Tatsachen zurück gebeamt.  Nach acht Partien seit Ende der Winterpause, in denen der RSV Germania 03 unisono seine Konkurrenzfähigkeit unter Beweis stellte und sich nie höher als mit zwei Toren geschlagen geben musste, ging man als Gast von Türk Gücü Darmstadt sang- und klanglos 0:15 unter.

Damit ist für den Rasensportverein das schmucke Sportgelände an der Heinrichstraße, wo der heiße Aufstiegsanwärter seine Heimbegegnungen austrägt, endgültig als rotes Tuch gebrandmarkt. Während der Hinserie kassierten die Germanen bei Spitzenreiter SV Erzhausen die höchste Klatsche der Klubhistorie (1:16), um jetzt an gleicher Stätte erneut mit fünfzehn Toren Differenz geächtet zu werden.

Dabei demonstrierte die zweite Mannschaft im Kreisliga C - Vorspiel, wie man als krasser Außenseiter den haushoch favorisierten Platzhirsch in die Bredouille bugsieren kann.  Das ebenfalls abstiegsgefährdete „1-B“ – Team der Germanen führte zur Pause verdient 2:0, sah sich allerdings im zweiten Abschnitt wütenden Angriffsattacken der schnell zum 2:2 egalisierenden Osmanen ausgesetzt. Kurz vor dem Abpfiff entschärfte Keeper Jafar Malik einen Foulelfmeter und rettete seinen Farben einen eventuell noch entscheidenden Punktgewinn.  

Wie sich dann aber direkt im Anschluss der Verwalter der roten Kreisliga A - Laterne vorstellte, eine überraschende Bonusrendite einzustreichen, wird sein Geheimnis bleiben. Sicherlich fuhr das Personalkarussell erneut nicht vorkalkulierte Kapriolen (aufgrund etlicher Absagen/Ausfälle mussten einige Protagonisten auf ungewohnten Positionen ihren Mann stehen und auf der Bank herrschte keine Agoraphobie), doch für die Rolle des ängstlichen Kaninchen vor der lauernden Schlange verschickten die Germanen vom Fleck weg ein nachhaltiges Bewerbungsschreiben.

Das erfahrene Ensemble von Türk Gücü erspähte sofort die defensive Schwachstelle auf der rechten germanischen Abwehrseite und fuhr wie das heiße Messer durch die Butter. Bereits bis zum frühen 1:0 ließen die Osmanen zwei Hochkaräter liegen. Nach dem zeitigen Rückstand sackte das germanische Selbstvertrauen vollends in den tiefsten Kellerschacht, was der nahenden Gegentorflut eine kalorienreiche Nahrung zuschusterte.

Zur Halbzeit lautete der aus RSV-Sicht sogar noch schmeichelhafte Score 0:7, was sogar Giovanni Trapattoni auf der Apenninenhalbinsel die Zornesröte ins Gesicht trieb. Der erfahrene Coach verfolgte das Duell live auf Rai Uno und nahm den Telefonhörer in die Hand. Doch auch sein gutgemeinter Akustikappell „Was erlauben Germania? Spielt wie eine Flasche leer!“ verfehlte die  Wirkung, denn nach dem Seitenwechsel setzte sich das Scheibenschießen nahtlos fort.

45 Minuten später notierte der aufgrund des meist körperlosen Gästeeinsatzes quasi beschäftigungslose Schiedsrichter ein 0:15 auf dem Matchbogen. Das war angesichts eines Chancenverhältnisses von 29:4 pro Hausherr sogar noch ein humanes Resultat. Goalie Nick Jimenez, der parierte, was zu halten war, einige an Mitleid erinnernde Abseitsentscheidungen des Referees sowie etliche osmanische Slapstick – Abschlüsse verhinderten sogar noch, dass dem zweistelligen Ergebnis nicht die Ziffer Zwei vorstand.

Passend zum 203. Todestag von Napoleon Bonaparte (1821 auf St. Helena) erlebte die Germania ergo am 5. Mai 2024 ihr sportliches Waterloo 2.0 in Erzhausen. Ein drohender Abstieg (eine theoretische Möglichkeit des Klassenerhalts besteht fortan, auch wenn die Prozentpunkte weiter gesunken sind)  ist wahrlich kein Weltuntergang. Schließlich grasen mit den Meidericher Zebras respektive  blühen mit den  Darmstädter Lilien ab der kommenden Runde auch zwei andere blau-weiße Traditionsbrocken einen Fußballstock tiefer. Doch so wehrlos sollte man sich nicht abfertigen lassen. Ober bekommt den Germanen einfach die Erzhäuser Luft nicht?

Mit der gebrauchten Exkursion wurde die germanische Groundhopper-Exkursion ad acta gelegt. Weil die verbleibenden drei Aufgaben bis zum Sommerpausenstart in den heimischen vier Wänden des Grünen Stegs über die Bühne gehen, können die germanischen Allesfahrer auf rostige PS-Vehikel verzichten und die Treibhausemission mindern, indem man entweder per pedes oder auf dem Drahtesel an die Ostendstraße pilgert. Den Auftakt dieser Zielgerade bildet das Doppelheimspiel am Sonntag (12.05.) gegen TSG Messel II (Kreisliga C, Beginn 13Uhr) und gegen Viktoria Griesheim II (Kreisliga A, Anpfiff 15Uhr).